Es gab die typische "Toy-Anfangsphase" vor STICK, aber nichts erwähnenswertes. Ich habe im Sommer 2002 angefangen in Abrisshäusern verschiedene Namen zu malen. Anfangsphase halt- man probiert alles mal aus. Irgendwann hab ich dann mal ein STICK gemalt und dann ma noch eins und irgendwie isses dann bei dem Namen geblieben. Mitte 2004 hab ich mich dann so langsam damit rausgetraut meine Bilder anderen Augen zuzumuten. 2005 hab ich dann das erste Mal richtig Gas gegeben.
Das klingt nicht nach dem typischen Anfang...normalerweise starten die Kids heute sofort auf der Straße. Hat dir jemand sowas gesagt wie "...übe doch erstmal in einer Abrisshalle"? Und wie bist du zum Graffiti gekommen?Mit Graffiti an sich bin ich in Berührung gekommen als mir das Ghetto Fabolous Magazin in die Hände fiel, was immer mit dem Mzee Katalog geschickt wurde. Da waren Styles von Bremer Writern drin, mit denen ich mich identifizieren konnte. Die Buchstaben hatten etwas Böses an sich, Agressivität. Das gefiel mir. Ich meine, in meinem Viertel kommst du automatisch mit Graffiti in Berührung, alles war damals zu. Diese Bilder waren die Ersten, die mich richtig geflasht haben. Danach hab ich Graffiti auch erst richtig wahrgenommen. Seit meinem ersten Piece war immer schon SEM mit dabei, die haben damals schon IWS gemalt und hatten davor wohl nicht so gute Erfahrungen gemacht. Sie waren es, die mir ans Herz gelegt hatten, erstmal zu üben. Sowas erspart einiges. Von meiner Seite her wollte ich mich auch nicht schämen müssen für meine eigenen Sachen. Darum hieß der erste Schritt ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN.
Du bist seitdem in allen, sagen wir mal "Kategorien", vertreten...Hall, Line, Straße und öfter auch Trains. Ist es dir wichtig alles abzudecken oder wo steckst du die meiste Energie hinein?Ja, es ist mir wichtig alles abzudecken, allround zu sein, halt 100% Writer in allen Kategorien. Wobei ich sagen muss, dass ich an Trains nie richtig Gefallen gefunden habe. Vielleicht mach ich das später mal intensiver. Das Gefühl am Train zu sein ist pures Graffiti, außer Frage. Aber jeder hat halt seinen "Playground" und meine sind eher die dreckigen Plätze dieser Stadt und die Einfahrtsgebiete. Fakt ist, egal mit welcher Zugstrecke du hineinfährst, du siehst nicht nur ein Teil von mir. Graffiti gehört für mich an keine neuen Fassaden, sondern an dreckige Orte. Ich achte auch sehr auf Kulisse. Und Hall ist halt das Battle gegen dich selbst, der Ort, der dich in deiner Entwicklung und im Style voranbringt und man einfach ne gute Zeit mit den Jungs und viel Bier haben kann. An dieser Stelle prost!
Da leiten sich gleich mehrere Fragen ab. Wie stehst du zu Tags, gerade an neuen Fassaden? Da ja in Halle viel renoviert und abgerissen wird, bleibt dort ja immer weniger Spielraum. Oder gibt es noch genug "dreckige Ecken"?Tags an sich, wenn sie gut gemacht sind, find ich geil. Es macht mir auch saumäßig Spaß ne "Tagtour" zu machen, aber vorallem Wänster übertreiben das. Es gibt immer ein Gleichgewicht und das sollte man nicht überschreiten. Der meiste Hass gegenüber Graffiti kommt nunmal durch Tags, vorallem an neuen Fassaden. Ich entscheide sowas immer mit meinem Gewissen. Ja, er hat Gewissen gesagt... Ein Tag an ner dreckigen Wand kommt für mich mehr als an ner Weißen. Meine Meinung!
Uns kommt es so vor, als ob du extrem viele Bilder pro Jahr produzierst. Dazu kommt noch, dass es sich dabei nicht um schnelle Quickbombings handelt. Hast du einen Überblick wieviele Bilder du so malst und wie lange brauchst du für deine Straßenbilder?Mein Ziel 2005 war 50 Bilder zu malen, es sind dann 115 geworden. Seitdem male ich jedes Jahr weit über 100 Bilder. In diesem Jahr hatte ich die 100 schon im August voll. Irgendwie ist das der Ansporn für mich jedes Jahr wieder über die 100 zu kommen, für die Quote hahaha. Wie lange ich mich an einer Stelle aufhalte möchte ich hier nicht preisgeben, vorallem wegen den Herren von der Pozilei. Ein Schwarz-Chrom-Piece an der Straße sollte nicht unbedingt über 10-20min dauern. Wenn ich bunt male zieht sich das schon ein bisschen, aber es ist nicht so lange wie manche denken. Wenn ich will kann ich auch ne Maschine sein, aber wenn die Stelle in meinen Augen "chill" is mach ich mir da kein Stress.
Wie sieht es zur Zeit in deiner Heimatstadt aus? Halle hat den Ruf als kriminelle Hochburg im Osten und damit ist nicht nur Graffiti gemeint. Laut vielen Presseberichten gibt es bei euch die höchste Zerstörungsrate pro Haus durch Graffiti in ganz Deutschland. Dazu kommt noch jede Menge Jugendgewalt, Drogen etc. . Wie war oder ist es für dich in dieser Umgebung aufzuwachsen und zu leben? Hat es deine Bilder beeinflusst?Also zur Kriminalität muss ich sagen ich kenn es einfach nicht anders und das wird einem als Außenstehender wohl mehr bewusst als mir. Was mich nur immer wieder schockt ist, dass Leute aus anderen Städten manche Stadtteile hier als Ghetto empfinden, wo ich mir denke, hä? Kommt ihr nicht aus der "großen Stadt"?! Man merkt schon irgendwie, dass der Frust und die Aggressivität hier im Nacken sitzt. Um mich von dieser ganzen Scheiße zu distanzieren bin ich malen gegangen, sonst hätte ich auf jeden Fall mehr Scheiße gebaut in meiner Jugend. Ich hatte schon damals persönliche Probleme und hatte eine rasende Aggressivität (was auch heute noch der eine oder andere mal merkt). Graffiti und Hip Hop an sich war immer das, was mich im Zaun gehalten hat. Es ist quasi meine Therapie. Trotzdem musst du rough sein, auch im Graffiti. Am Anfang war ich der Meinung, du musst dem Typen sofort auf die Fresse hauen wenn der dich crosst, nur so lernen die Respekt. Und die traurige Wahrheit war, das reden auch meistens nichts brachte und Battle wollte nie einer, also hat es halt ein paar mal geknallt. Man wird mit der Zeit älter, ruhiger und vernünftiger und versteht "the streets is a motherfucker". Die grauen Blöcke haben mich beeinflusst sie bunt zu machen und mein Charakter hat meinen Style beeinflusst. In jeder Ecke, in jeder Spitze ist immer eine Laune, ein Teil von mir. ..."sie hat geprägt, schlechte und gute Zeiten erlebt, Zeit vergeht, Hip Hop prägt, in der Straße wo ich leb"... peace VERZ...
Was würdest du Kids, die heute mit malen anfangen, mit auf den Weg geben?Ganz wichtig: Macht nicht die Fehler die Andere schon vor euch gemacht haben und lasst euch was sagen. Habt immer Respekt vor jeder Aktion und seid nicht leichtsinnig. Wenn ihr merkt, Graffiti ist euer Ding, dann beschäftigt euch mit der History, man, zieht euch Beatstreet rein, ihr müsst erstmal verstehen. Ihr werdet nicht von heute auf morgen die Überkings-und seid euch bewusst, ihr werdet NIE King, denn IZ THE WIZZ ist der King! RIP ! Das ist alles lange harte Arbeit, gib Respekt und du bekommst Respekt. Und das Wichtigste von Allem: Lasst sie reden...geht lieber malen, anstatt euch über andere Leute zu ärgern. Nochmal zu dem Fakt "KING": Ihr solltet euch lieber was beweisen, anstatt nach ner Krone zu streben. Ne gute Zeit mit Kumpels ist mehr wert als Fame oder sonst was fürn Scheiß. Sturmmaske statt Krone, Fuckers!
Kommen wir zum Thema "Style". Du malst simplere Bombingbuchstaben bis hin zum aufwendigen Wildstyle. Wie muss für dich der perfekte Buchstabe bzw. ein Bild aussehen?Bei Bombings ist für mich der Grundsatz: "DICK, BLOCKIG UND VOLL ERKENNBAR". Was nützt dir ein bunter Wildstyle, wenn der Zug mit 80 Sachen vorbeirast und man nur nen Farbklecks sieht. Ich mag das auch mal nen Style rund zu malen, aber ein guter Buchstabe für mich ist, wenn er eine Aggressivität besitzt, böse ist, wenn er lebt. Wenn du ihn anguckst und er sagt: "Ich bring dich um!" Das find ich geil. Diese ewige Stylewissenschaft von manchen Leuten geht mir so aufn Sack, entweder es ist fresh oder nicht. Da noch ewig zu analysieren ist für mich nur Hochspielen. Ich mal doch nicht nur so, dass es dir gefällt, wasn da los?!
Was ist deine Meinung zum allgemeinen "Illstyle" bzw. "Uglystyle" Trend? Das gibt es ja mittlerweile in jeder Stadt. Wie siehts es damit in Halle aus?In Halle ist das noch nicht sehr stark verbreitet. An der Fame hält sich das auch sehr in Grenzen. Ich kann mich auch damit absolut nicht anfreunden, bin ich ganz ehrlich. Ich steh eher auf Qualität. Über manches kann man sich feiern, aber es gibt auch Bilder die schon nicht mehr lustig sind, so schlecht sind die. Man muss den Unterschied sehen. Es gibt welche, die schon länger malen, die machen das aus bestimmten Gründen, aber manche können es auch nicht anders. Den Unterschied sieht man auch, Proportionen, Lineführung etc. Im Endeffekt soll jeder machen was ihn glücklich macht...
Was treibt dich an oder durch was bekommst du Inspiration?Meine Inspiration kommt ausschließlich von der Musik. Meine Ideen für das Fill In eher von der Umwelt, wie Maschinen oder Farbspiele der Natur. Aber meine Inspiration kommt von der Mucke. Wenn ich Slayer im Kopfhörer hab und dazu noch schlecht gelaunt bin, kommt was anderes bei raus, als wenn ich zu 90..s Hip Hop was ziehe. Das spielt echt ne große Rolle für mich.
In letzter Zeit sieht man deine Bilder auch außerhalb von Halle. Wir haben da auf unserer Sommertour einiges gesehen. Wie wichtig ist es dir an anderen Orten als "zu Hause" zu malen?Es ist immer schön mal rauszukommen und andere Orte zu sehen, neue Impressionen zu bekommen und neue Leute kennenzulernen. Das ist auch das einzige Ziel was ich im Graffiti hab, damit so viel wie möglich rumzukommen. Nach jedem Trip hat man auch wieder neue Energie, wenn man nur in der gleichen Stadt sitzt verrottet man irgendwann. Danke an dieser Stelle an die Personen, mit denen ich dieses Jahr auf Tour war.
Sonst keine Ziele? Vielleicht 200 Bilder pro Jahr?Nee, mir kommts langsam nich mehr so krass auf die Masse an, sondern dass du auch deine Kumpels ma wieder siehst und mit denen paar gute Aktionen machst. Die 100 ist Standart, die steht, aber man muss es ja nicht übertreiben. Sonst steht halt immernoch das Hauptziel, wie ich's gelernt hab: ALL CITY! Und jeder sollte sich bewusst sein, es geht nie um das Ziel, sondern um den Weg und wie man ihn geht... word to the mother
Wie sieht der perfekte Graffititag für dich aus?Hahaha. Oh mein Gott, so recht kann ich dir das jetzt nicht erklären, es gibt so viele Möglichkeiten und Traumvorstellungen, aber welche jetzt davon die Perfekteste ist...keine Ahnung. Ich kann dir nur Stichwörter nennen, die dieser Tag enthalten muss : Sex, Kaffee, Kippen, Riesenwand, haufen Dosen, viel Bier, Burnerchrom, Rapmusik und ein haufen Idioten, mit denen ich abfeiern kann. Die Reihenfolge variiert und manche Wörter können auch öfter vorkommen.
Die klassische Schlußfrage: Möchtest du jemanden grüßen?Als allererstes grüße ich die Members von meinen Crews: SALE, SEM, EIGHT und big shoutouts an meine Jungs PARA, DRAM und DIRO! An meinen Bodybuilder HARZ, OMSK, SHOWEE, AéNYOU, SLIDER, WOK, ENJOY, PICKS, BAR, DEVIL, IDOL, PORK und TENK, die Berliner Jungs und ein Danke an ENJOY und SELLIE. Sowie allen Scouts und Motherfuckers, mit denen ich Aktionen gemacht hab und noch machen werde. Als Gentleman grüße ich natürlich auch noch alle Bitches! Und Grüße vom Herzen, vorallem an die, wie Kool Keith sagen würde,:"jealous motherfuckers". The future is now!